sowieso dagegen – Lollapalooza in Hoppegarten

…gegen alles. Nordfest, Stockcar-Rennen, Sattelfest, Vogelscheuchenmarkt, Oktoberfest oder jetzt eben Lollapalooza in Hoppegarten. Man ist sowieso dagegen…. also nicht ich. Aber offenbar eben viele andere. Kaum gibt es hier in der Gegend eine Veranstaltung, schon wird gemeckert. Man will schließlich seine Ruhe. Das kann ich durchaus verstehen – aber 365 Tage im Jahr? Oder was ist so schlimm daran, wenn es 3-4 Mal im Jahr nicht ganz so ruhig ist?

So schön es auch ist, dass man heute viele Möglichkeiten zum Mitreden und zum Beschweren hat – meiner Meinung nach artet das zum Teil mittlerweile aus. So stand das Nordfest – soweit mir bekannt – wegen einer Person/Familie in Frage. Soweit ich weiß beschweren sich über das Oktoberfest in Neuenhagen nur wenige Personen. Diese wenigen Personen verderben aber vielen anderen den Spaß.

Sicher ist es wünschenswert, wenn man auf seine Mitbürger Rücksicht nimmt aber manchmal frage ich mich, warum 60; 70 oder 80% immer Rücksicht auf die Minderheit nehmen sollen? Wie wäre es mal, wenn die anderen 40; 30 oder 20% Rücksicht auf die Mehrheit nehmen und sich nicht gleich beschweren, wenn die Musik nach 24 Uhr noch an ist oder kurz nach 22 Uhr noch kleine Kinder auf einer Veranstaltung sind o.ä.?

Mein subjektiver Eindruck ist der, dass diese Minderheiten immer Rücksicht einfordern, selbst aber kaum zu Kompromissen bereit sind. Nun trifft es also Lollapalooza in Hoppegarten vom 09.-10. September. Ein weltbekanntes Festival, dass in vielen Ländern ausgetragen wird. Endlich mal was los in der Gegend. Aber: viele Anwohner sind sowieso dagegen – glaubt man den Berichten vom RBB und BZ.

Die Sorgen sind ja durchaus berechtigt. 85000 Leute werden täglich erwartet. Sicher wird es Einschränkungen und Behinderungen geben. Geht davon die Welt unter? Sehr wahrscheinlich nicht. Auswirkungen auf die Natur? Sicherlich! Die gibt es immer, man kann nur versuchen, sie gering zu halten. Mögen sich die Gegner des Lollapalooza-Festivals melden, die noch keine Auswirkungen auf die Natur verschuldet haben. Die also noch nie Erde bewegten und Bäume fällten, weil sie ein Haus bauten, die keine Einfahrt mit Pflaster versiegelt haben, die sich nur CO2-Neutral fortbewegen… Die noch nie ein anderes Großereignis (Open Air, ILA, IGA…..) besuchten – wo dann andere Anwohner den Stress haben und man selbst ins ruhige Heim zurückkehren kann…

Beim letztjährigen Festival gab es Untersuchungen, inwieweit Fauna und Flora geschädigt wurden. Die Schäden waren sehr gering. Igel wurden mit GPS-Trackern versehen. Die Tiere zogen sich zwar zurück – haben das Festival aber gut überstanden. Selbst der Rasen hat es überstanden. Es gab keine bleibenden Schäden.

Im Bericht der BZ wird eine Pflegedienstleiterin zitiert, die sich Sorgen macht, dass das Handy-Netz zusammenbrechen könnte. Ich denke mal, das kann passieren – aber das passiert auch zu Silvester. Auch bei einem Stromausfall ist der Handy-Empfang gestört da nicht alle Mobilfunkstationen meines Wissens über Akkus verfügen. Bei Stromausfall funktioniert selbst das Festnetz nicht mehr, da es heute in weiten Teilen nicht mehr “echtes” Festnetz ist – sondern VoIP und damit muss zu Haus der Router Strom haben und die “Zwischenstationen”. Hier stellt sich dann fast die Frage, warum man bei “schwerkranken Pflegefällen” überhaupt auf Mobilfunk setzt oder ob es nicht andere Alternativen gibt?

So reit sich wohl  auch Lollapalooza in die Reihe der Veranstaltungen, die manche gern verhindern möchten. Da gab es so einiges:

  • eine jährliche Veranstaltung im Rahmen der früheren Love-Parade in Altlandsberg-Paulshof – wegen Anwohnerbeschwerden nicht mehr genehmigt.
  • Stockcar-Rennen zunächst in Altlandsberg, dann Wegendorf, ca. 1-2 Mal im Jahr – immer wieder Beschwerden über “Lärm”. Gerade hier ist ja sonst praktisch jeden Tag was los – da stört so ein Rennen dann zusätzlich….  ;-)
  • Oktoberfest Neuenhagen – die Musik verstummt abrupt, wenn die Stimmung am Besten ist.
  • Nordfest in Nord…habe ich schon genug drüber geschrieben.

Warum denn nicht mal freuen, dass mal was los ist? Wenn einem die Veranstaltung selbst nicht gefällt – einfach mal die Zähne zusammenbeißen. Machen die Nachbarn vielleicht auch, wenn man selbst mal eine Feier hat. Das wäre auch mal die Gelegenheit, die ferne Verwandtschaft zu besuchen! ;-)

Ein aktionsbündniss, dass wohl gegen lollapalooza ist (und evtl klagen will) nennt sich “Für den Erhalt der Rennbahn im Grünen”. Nun, wie soll ein Unternehmen überleben, dass keinen oder nicht genug Einnahmen hat? Wie oft wurde die Rennbahn schon hin- und her verkauft? Wie oft stand sie vor der Pleite?So ein Festival – vor allem, wenn es zu einer längeren Kooperation kommt – dürfte finanziell durchaus seine Vorteile für die Rennbahn haben und ihr Weiterbestehen etwas sicherer machen.

Aber hey, die Veranstalter kommen hier nicht gabz ungeschoren weg. Zwar hörte ich etwa Anfang des Jahres davon, dass das Festival 2017 in Hoppegarten stattfinden soll – wenn die Veranstalter sich aber erst 4 Wochen vor Termin mit den Anwohnern in Verbindung setzen…geschickt sieht sicher anders aus.  Da hilft auch der Anwohnerservice der Veranstalter nicht wirklich. Den Unmut der Anwohner kann ich den diesbezüglich verstehen – nicht aber die pauschale (Vor-) Verurteilung der Veranstaltung.

Es gibt keine Garantie, dass Lollapalooza in Hoppegarten ein Erfolg wird. Das weiß man immer erst hinterher. Von vornherein alles ablehnen kann aber irgendwie auch kein Weg sein. Wir sind hier zwar schnell in Berlin und viele freuen sich, dass da immer irgendwas los ist – hier selbst aber ist doch aber kaum was los. Ein paar wenige Tage im Jahr mit ein paar eventuellen Unannehmlichkeiten leben – ist das wirklich nicht auszuhalten?

Warum nicht mal die Möglichkeiten sehen? Hotels, Pensionen, Supermärkte, Lokale, Imbissbuden – sie alle und andere könnten von der Veranstaltung profitieren – und letztlich auch ein wenig Geld in die Gemeindekasse spülen. Es gibt da dieses berühmte Wacken Open Air (W:O:A). Es findet in einer Gemeinde mit ca 1800 Einwohnern statt. Traditionell eröffnet die Feuerwehr-Blasmusikkapelle von Wacken das Festival. Es kommen ca. 85000 Leute – und es verläuft ruhig (abgesehen von der Musik ;-)  ) und friedlich. Selbst die Kinder des Ortes profitieren hier davon – da sie den Festival-Besuchern gegen eine kleine “Gebühr” Transportdienste oder Einkaufsdienste anbieten.

Das Lineup des Festivals gefällt mir sehr und wenn ich nicht seit längerer Zeit eine ander Verabredung an diesem Wochenende hätte, wäre ich garantiert beim Lollapalooza in Hoppegarten. Wann hat man schon mal ein solches Festival quasi vor der Haustür?

Über dischue

"Chef" dieses Blog-chens hier und momentan fast einziger Verfasser der Artikel auf diesen Seiten, fleißiger Internetnutzer und für technische Spielereien aller Art zu haben... ;-)

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