Der Mensch ist zunächst Fußgänger – das heißt, nach einer kurzen Phase der Fortbewegung auf allen Vieren wird er zum Fußgänger. Dies ist sozusagen ein Schritt in der Evolution zum Autofahrer. Diese Evolution wird meist mit etwa 18 Jahren abgeschlossen – wobei einige nie über Stadium des Fzußgängers hinaus kommen. Ein Fußgänger, der über 18 Jahre alt ist, ist somit eigentlich eine Seltenheit – denn ab diesem Alter ist er eigentlich Autofahrer und bleibt es oft für die verbleibende Lebenszeit. Ist der volljährige Fußgänger also wirklich einmal als solcher unterwegs, so kann das mehrere Gründe haben. Einer der häufigsten wäre, dass er lediglich gerade auf dem Weg von oder zu seinem Auto ist. Allerdings ist der Fußgänger dabei recht selten anzutreffen da er (als Autofahrer) den Weg zwischen Auto und eigentlichem Ziel recht kurz zu halten bemüht ist – deshalb hat MCDonald 1961 den ersten DriveIn in Deutschland errichtet. Mittlerweile gibt es DriveIn-Bäcker, -Apotheken und Supermärkte.
Ein anderer Grund für den Zustand als Fußgänger ist der, dass man schlicht zur Zeit kein Auto fahren darf. Bei einigen liegt dass z.B. an einer Verletzung, bei anderen daran, dass der Führerschein temporär bei der Polizei hinterlegt wurde. Bei einigen wenigen Exemplaren ist es nie zum Erwerb des Führerscheins gekommen. Ein Grund könnte auch sein , dass der Arzt zu mehr Bewegung riet – allerdings hält das dann nur 2 Wochen an. Beliebt sind auch Spaziergänge mit der Familie an Feiertagen wie Weihnachten oder an Ostern. Da nimmt man sich dann mal die Zeit und geht um bzw. durch das eigene Wohnviertel. So bekommt man wenigstens 2 Mal im Jahr mit, was es Neues gibt. Außerdem hockt man mit “den Lieben” nicht zu eng zusammen…
Fußgänger treffen sich gern – vor allem bei schönem Wetter – an bestimmten Ausflugzielen, zum Beispiel Biergärten oder an Sehenswürdigkeiten. Diese Gewohnheit behalten sie übrigens auch als Autofahrer bei – nur treffen sich sich dann auf der Straße, das nennt man dann Stau.
Kurioser Weise vergißt der volljährige Fußgänger (wie erwähnt in der Regel im Besitz eines Führerscheins) vieles, was ihm gleich nach dem Krabbeln beigebracht wurde und was ihm als Autofahrer mittlerweile selbstverständlich ist. So geht der Fußgänger mit Vorliebe auf der falschen Seite – vom Unterschied innerorts – außerorts ganz zu schweigen. Er weicht auch zur falschen Seite aus. Kommt ihm also ein anderer Fußgänger oder Radfahrer entgegen, so geht er aus seiner Sicht nicht etwa nach rechts sondern nach links – und damit dem Radfahrer genau vor’s Vorderrad. Der Fußgänger bleibt auch gern abrupt stehen, nicht selten mit Folgen für nachfolgende Fußgänger oder Radfahrer. Gründe hierfür sind oft ein schöner Ausblick oder – wie könnte es heute anders sein – ein Handy-Gespräch oder eine Nachricht auf dem Smartphone. Wie der Autofahrer ist der Fußgänger oft nicht in der Lage, eine Gasse zu bilden. Steht man also z.B. am Freibad (Bötz) an, so bleibt man nicht etwa rechts, damit andere Leute vorbei kommen, nein, man verteilt sich möglichst gleichmäßig auf dem schmalen Weg, damit auch jeder mitbekommt, dass man da ist. Kann man auch im Supermarkt seiner Wahl beobachten.
Ein Fußgänger stellt sich grundsätzlich an der falschen Schlange an – ob Supermarktkasse, Garderobe, S-Bahn-Tür oder Eingang zur Konzerthalle – in den anderen Schlangen geht es immer schneller. Dieses Verhalten wird der Fußgänger übrigens auch während der weiteren Evolution nicht ablegen können.
Für konstruktive Kritik ist man nicht empfänglich, ein Fußgänger hat immer Recht. Klingelt der Radfahrer, um auf sich aufmerksam zu machen, so ist das falsch, weil viel zu laut. Fährt man ohne Klingeln vorbei, so ist das natürlich auch nicht recht. Es setzen auch die typischen Reflexe ein. Hat der Fußgänger in der Regel nichts gegen andere Fußgänger, so ist das gemeinsame Feindbild der Radfahrer. Andere Fußgänger läßt man noch bereitwillig vorbei – aber so einem Radfahrer, dem muß man erst mal erklären, wie er sich zu benehmen hat. Der Fußgänger fühlt sich wohl dem Radfahrer mit technischem Gerät unterlegen und versucht das durch Erziehungsversuche am Gegenüber zu kompensieren. Während der Fußgänger also ganz genau weiß, dass der Radfahrer nicht auf dem Gehweg fahren darf, ist er selbst nicht in der Lage zu erkennen, wann er auf einem Radweg steht.
Neigt sich der Tage dem Ende zu, steigt der Fußgänger wieder in sein Fahrzeug und mutiert zum Autofahrer. Zum Teil ist das mit einer bemerkenswerten Umstellung im Handeln verbunden. Zwar bleibt der Radfahrer beliebtes Feindbild – aber auch die Autofahrer, die ihr Fahrzeug noch nicht erreichten – also die immer noch Fußgänger sind – gehören plötzlich zu den Feinden. Schließlich bleiben die mitten im Weg stehen, gehen zu langsam über die Straße oder benehmen sich sonst irgendwie komisch – so dass der Autofahrer, der gerade noch Fußgänger war, am liebsten ausrasten möchte wg. soviel Trödelei bei den Fußgängern.