Die meisten haben wohl schon mal etwas vom Naturkundemuseum gehört, wissen, das dort ein großes Dinosaurier-Skelett ausgestellt ist oder haben es schon selbst bewundert. Zumindest ich verbinde mit Naturkundemuseum automatisch das große Skelett in der Haupthalle. Es ist das Bild, das fast immer abgebildet wird, wenn über dieses Museum berichtet wird. Das momentan noch ein anderer, weltbekannter
Saurier seine Aufwartung macht, war mir allerdings zunächst unbekannt. Als ich das letzte Mal im Naturkundemuseum war, lebte ich noch in einem Land, das anders hieß – aber halt, kurz nach der Wende war ich nochmal mit Bekannten dort. Nun war Urlaubszeit und irgendwie war ich der Meinung, dass es Zeit wäre, mal mit dem Nachwuchs dort hinzugehen. Da Berlin gefühlt eine einzige Baustelle ist, wählten wir für die Anfahrt sogar den ÖPNV. Allein das war
für unseren Nachwuchs schon ein Abenteuer. Was für Erwachsene oft nur noch nervend ist (zumal oft mit dem Weg zur Arbeit verbunden) ist für Kinder oft aufregend.
Also fuhren wir bis zum Hauptbahnhof Berlin. Von dort gingen wir den Weg bis zum Naturkundemuseum zu Fuß, das Kind sollte Abends ja auch gut einschlafen können… ;-) Alternativ kann man für den einen Kilometer aber auch den Bus oder die Straßenbahn nehmen.
Vom Hauptbahnhof geht es vorbei am Wirtschafts- und Verkehrsministerium über den ehemaligen Todesstreifen, dem jetzigen Mauerweg. Außer einem winzigen Schild in über 2m Höhe (“Mauerweg”) weist nichts mehr darauf hin, dass hier einst die Mauer stand. Dann erreicht man das Naturkundemuseum, das offiziell “Museum für Naturkunde” heißt.
Die Eintrittspreise empfinde ich als günstig. Die Karte für einen Erwachsenen kostet 8 €, es gibt aber auch Ermäßigungen. Ich gestehe, dass ich dank eines alten Freundes an ein Freiticket kam – danke Alex!
Tritt man durch den Haupteingang, so gelangt man im Prinzip direkt in die Haupthalle. Die Gänge links und rechts davor sind einfach zu unscheinbar, um sie als erstes Ziel zu wählen. Gleich in der Haupthalle findet man natürlich die weltberühmte Hauptattraktion des Museums: die Dinos. Ich will mich hier gar nicht in Einzelheiten oder den genauen Dino-Namen verzetteln. Jeder 5-jährige Knirps hat die Namen wohl besser darauf als ich. Allerdings gab es auch einige Änderungen. So heißt der riesige Brachiosaurus brancai nun Giraffatitan brancai . Das habe ich jedenfalls gerade auf dieser Seite des Naturkundemuseums gelesen. Auf jeden Fall sind die riesigen Skelette immer noch sehr beeindruckend. Der Brachiosaurus Giraffatitan steht als größtes aufgebautes Saurierskelett im Guinnessbuch der Rekorde. Bei einer Überarbeitung vor einiger Zeit hat man den Aufbau des Skeletts an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst.
Nicht nur das, mit moderner Technik (Virtuell Reality) hat man versucht, die Dinos zum Leben zu erwecken. In der Haupthalle stehen 5 an Ferngläser erinnernde Geräte. Schaut man sich durch diese Geräte eins der Dino-Skelette an, so erwachen diese praktisch zum Leben. Es erscheinen innere Organe, dann die Haut und der Dino sieht so aus, wie er wohl vor Millionen Jahren ausgesehen haben mag. Für die Kleinsten – oder die , die an die “Ferngläser” nicht herankommen – gibt es einen großen Monitor, auf dem fast das Gleiche zu sehen ist. Nur wählt man hier den betreffende Dino mittels eines Hebels. Am Monitor wird diese Art dann zum Leben erweckt und in eine virtuelle Umwelt verfrachtet. Hier kann man die Dinos dann fressen sehen – egal ob die großen Pflanzenfresser oder den Tyrannosaurus Rex.
Der T-Rex hat dann im Video auch kurz mal das abgerissene Bein eines anderen Sauriers im Maul. Ein etwa 8-jähriges Mädchen quittierte das mit den Worten, dass sie das nicht glaubt – also dass ein Dino einen anderen frißt, sie esse ja auch nicht ihre Freundin Julia… ;-)
Voraussichtlich nur noch bis zum Jahresende kann man Tristan bewundern. Das sehr gut erhaltene Skelett eines Tyrannosaurus Rex ist die Leihgabe eines Privatsammlers an das Naturkundemuseum. Ihm ist ein separater Ausstellungsraum gewidmet.
Ich muss gestehen, dass mich wohl auch die Saurier am meisten beeindruckt haben. Das mag schon an ihrer schieren Größe liegen oder an Filmen wie Jurasic Park. Dabei ist das natürlich nicht das Einzige, was dort zu sehen ist. So findet man im Naturkundemuseum eine große Mineraliensammlung, eine große Sammlung in Alkohol(?) eingelegter Fische. Es gibt ausgestopfte Tier. So ist Knut der Eisbär dort verewigt oder der Gorilla Bobby, der schon vor dem 2. Weltkrieg als Meisterstück der Präparationskunst galt.
Man erhält einen Eindruck wie Präparatoren arbeiten und kann an einigen Stellen beim Blick durch die Glasscheiben ins Nebenzimmer übrigens auch den Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit zusehen.
Es gibt viele versteinerte Tiere und Pflanzen zu besichtigen und natürlich auch den weltbekannten Archäopterix bzw dessen Abdruck in einer Nische in der Haupthalle. In einer Videoinstallation erfährt man etwas über die Geburt des Universums. Dabei liegt man entspannt auf dem Rücken und betrachtet den Film auf einer sich von oben absenkenden Leinwand. Zwischen den Vorführungen sind 8 Minuten Pause.
Als wir im August dort waren, gab es auch Infos über Charles Darwin und Alexander von Humboldt. Schließlich ist gerade auch Humboldt-Jahr. Apropos Alexander… ;-) Es gibt auch verschiedene Angebote für Kitas und Grundschulen – unmöglich, hier alles aufzuzählen.
Auf jeden Fall ist das Naturkundemuseum immer eine Reise wert und ich hätte in den letzten Jahren eigentlich mal vorbeischauen sollen. Unser Nachwuchs war begeistert – aber auch ein wenig überfordert, das will ich hier gar nicht verschweigen. Dinos faszinieren wohl fast jeden, bei den anderen vielfältigen Exponaten hängt es von den persönlichen Interessen oder von der Reife des Kindes ab. Hier kann ich kein allgemeines Urteil fällen. Was soll’s, von hier aus ist es nur eine Stunde bis dort hin. Besuchen kann man das Museum also fast immer.