Wer den Urlaub noch vor sich hat und bisher noch 1 Tag nicht weiß, was er machen soll, der kann ja mal auf den Spuren der Berliner Mauer auf dem Berliner Mauerweg um das ehemalige Westberlin radeln. Ein möglicher Startpunkt wäre Warschauer Brücke bzw. Eastside-Gallery, bis dort kommt man noch bequem mit der Bahn und so hat man für die komplette Runde “nur noch” ca. 160 km vor sich. Ich habe ja vor wenigen Jahren eine gewisse Begeisterung für das Radfahren (wieder-) entdeckt und habe diese Tour unternommen. Wer mit Navi, GPS oder entsprechender Handy-App fährt (dann an eine Powerbank denken!) kann sich die Tracks vom Radreise-Wiki herunterladen. Ich bevorzuge allerdings die Richtung entgegen dem Uhrzeigersinn – von der Eastside-Gallerie also zunächst Richtung Norden zu Brandenburger Tor und Regierungsviertel.
So ist man zunächst zwar längere Zeit in der Stadt unterwegs, zum Ende der Tour kommt man dann allerdings über weitläufigere und besser befahrbare Wege wieder zum Ausgangspunkt. Wenn Kräfte und Aufmerksamkeit doch etwas erlahmen ist man so nicht so lange auf vielbefahrenen Wegen unterwegs.
Der Berliner Mauerweg
Aber was heißt vielbefahrene Wege… vor allem ist man auf Radwegen unterwegs – allerdings muss man auch damit klar kommen. In Berlin ist der Verlauf der ehemaligen Mauer oft durch einen gepflasterten Streifen erkennbar, zum Teil mit eingelassenem Messingband. Der komplette Wg ist eigentlich sehr gut ausgeschildert – man muss nur wissen, wo man die Schilder suchen muss. Die Schilder sind recht klein, leider oft etwas verblichen und befinden sich oft über den Schildern mit den Straßennamen – manchmal allerdings auch an einem Extra-Pfeiler 3 m neben den Straßenschildern. In der Woche ist ganz schön viel los und am Wochenende hat man zumindest am Brandenburger Tor u.ä. mit vielen Fußgängern zu tun. Man kommt so zunächst nicht wirklich schnell vorwärts.
Nach dem Regierungsviertel geht es (fast) am Hauptbahnhof vorbei,
es folgen Bernauer Straße,
und Mauerpark.
Relativ schnell verläßt man aber das Zentrum. Der Berliner Mauerweg schlängelt sich oft am Wasser entlang. Ich war auch erstaunt, wie viel Wald- und Parkflächen es eigentlich in Berlin gibt. Trotzdem zieht sich das erste Stück. Die Mauer wurde sehr im Zickzack angelegt und man hätte eine Menge Beton sparen können, wenn man manche Ecken begradigt hätte… Irgendwann vergißt man fast, dass man in Berlin ist. Der Radler fährt durch Siedlungen mit Einfamilienhäusern u.ä. Kommt man langsam Richtung Stolpe / Hennigsdorf, dann kann man auch etwas Tempo machen: zum Teil schnurgerade, gut asphaltierte Wege (bei Hennigsdorf wurden erst mehrere km erneuert) laden zum “km-Fressen” ein. Hier fährt man wieder viel zwischen Bäumen oder am Wasser lang.
Der Grenzverlauf ist oft praktisch nicht mehr erkennbar. In unregelmäßigen Abständen finden sich orangene Säulen, die ein paar Informationen bieten oder ein alter Grenzturm ist zu besichtigen. An einigen Stellen ist der “original” Berliner Mauerweg (der zum großen Teil auf dem alten Postenweg verlaufen soll) bereits überbaut und man muß evtl. vom Track abweichen – in diesem Falle stimmen aber die immer wieder vorhandenen Schilder.
Kurz vor Kladow hat man die Möglichkeit, den “normalen” Weg zu verlassen und Richtung Sacrow abzubiegen. (Auf Radreise-Wiki ist das die Alternative Glienicker Brücke) Ausgeschildert sind hier beide Richtungen – leider fehlt der Hinweis, wie weit welche Route ist. Richtung Kladow gelangt man zur Fähre über Havel bzw. Wannsee. Abfahrt ist z.Z. ca. x Uhr 31, pro Person 1,7 € , je Rad 1,2 €. Biegt man jedoch Richtung Sacrow ab, gelangt man durch den Park Sacrow und fährt ein ganzes Stück an Wannsee bzw. Havel entlang. Man kommt am Schloss Cecilienhof vorbei und gelangt über die Glienicker Brücke bald wieder auf den “ursprünglichen” Mauerweg.
Von dort weiter Richtung Drei Linden über die A115,
an Zehlendorf vorbei, dann den Teltowkanal entlang. Dann erreicht man wieder Gegenden, wo die nächsten Häuser doch recht weit weg zu sein scheinen – ringsum zum Großteil nur Bäume und Wiesen. Wo die A 113 über den Teltowkanal stößt, fährt man wieder parallel zu Autobahn und Kanal. Man biegt dann ab und fährt parallel zum Britzer Verbindungskanal, und entfernt sich so von der A113. Nach ca. 1 km gelangt man über die Britzer Allee Brücke. Hier aufpassen, direkt hinter der Brücke geht es eine steile Treppe hinunter, wenn man dicht an der ehemaligen Mauer bleiben will. Für Radfahrer ausgeschildert ist aber, dass es noch ein Stück geradeaus und dann erst nach rechts geht – der einfachere Weg, wenn man mit Rad unterwegs ist. Anschließend gelangt man weitestgehend über recht ruhige Nebenstraßen und Wohngebiete sowie durch parkähnliche Anlagen letztlich wieder zur Eastside-Gallerie.
Wie erwähnt fährt man vorwiegend über Radwege und Asphalt. Einige Teilstücke haben festgetretene Sandboden als Untergrund, nur auf ganz kurzen Passagen z.B. am Groß-Glienicker-See sind etwas “rustikaler”. Fährt man die Alternative Kladow – Sacrow – Glienicker Brücke, so hat man es auch teilweise mit etwas Schotter zu tun. Von Rennrädern mit Schlauchreifen abgesehen sollte man diese Route mit fast jedem Rad bewältigen können. Auf dem Berliner Mauerweg kommt man übrigens auch an mehreren Supermärkten vorbei, bei denen man z.B. den Wasservorrat wieder auffüllen kann. Auch einige Imbissbuden und kleine Lokale lassen sich finden. Und wer den zeitlichen Rahmen aus den Augen verliert, der kann immer noch die nächste S-Bahn-Station aufsuchen, hier jedoch aufpassen, gerade um Potsdam herum sind diese nicht immer wirklich in der Nähe. Ich schätze, 10 – 14 Stunden sollte man schon einplanen, wenn man die komplette Tour bewerkstelligen und auch etwas sehen möchte.