Es ist ein Trauerspiel – aber in Altlandsberg ist man schon recht schlecht dran, was den ÖPNV betrifft. Zumindest, wenn man die Situation mit Berlin vergleicht. Wegendorfer oder Wesendahler und andere würden wiederum sagen,
dass es uns noch ganz gut geht. Wie so oft ist das ganze eine Frage der Perspektive. Ich kenne einige, die aus Berlin in unsere Gegend zogen und für die es völlig ungewohnt ist, sich nach einem Fahrplan richten zu müssen. In Berlin (zumindest in Zentrum-Nähe), braucht man nur vor die Tür treten und innerhalb der nächsten 10 Minuten fährt immer irgendetwas – egal, ob Straßenbahn, Bus, U- oder S-Bahn.
Und hier? Einmal zu spät und man muss bis zu einer Stunde auf den Bus warten. Aber selbst das wäre für manch eine Gegend schon Luxus. Laut Kollegen wurde z.B. der Rufbus in Wegendorf vor einiger Zeit so “optimiert” dass man die Bahn in Werneuchen garantiert verpasste. Wenn der Bus dann nicht genutzt wird, gibt es wohl keinen Bedarf…
Fraglich ist manchmal auch, ob Hoppegarten ein ideales (Zwischen-) Ziel für den ÖPNV in Altlandsberg ist. In den letzten Wochen gab es morgens immer wieder die Meldung in den Verkehrsnachrichten, dass die S5 ausfällt. Ansonsten würde es NACH Hoppegarten ja noch gehen. Kommt man von der Arbeit nach Hause und verpasst den 944er Bus in Hoppegarten, wartet man je nach Tageszeit 30 – 60 Minuten bis zum nächsten Bus. Da ist man mit Auto dann doch einfach flexibler.
Schneller ist man mit dem Auto allerdings nicht. Es mag einem das Gefühl geben, dass man selbst etwas beeinflussen kann – aber im Grunde sind auch die Schleichwege mittlerweile alle dicht. Von der A114 brauch man gar nicht reden, der Rückstau reicht bis auf den Ring. An der Abfahrt Schönerlinder Straße baut man auch gleich noch – das macht die Sache nicht besser. Dazu die anderen großen und kleinen Baustellen, von denen jeder wohl einige kennt.
Nun gab es in den letzten Tagen aber mal eine gute Nachricht: ab dem 16.12.2019 wird es die Linie 935 geben. Dieser Bus verkehrt dann von Altlandsberg nach Hönow zur U-Bahn. Haken dabei: Der Bus verkehrt nur Montags bis Freitags und nur 6 – 20 Uhr im Stundentakt. Die Millionen Besucher, die am Wochenende das Schlossgut in Altlandsberg besuchen wollen, müssen also weiterhin mit Auto anreisen. Ebenfalls Freunde und Verwandte, die am Wochenende zu Kaffee kommen wollen. Nächster Haken: wird der Bus zu wenig genutzt, wird die Linie wohl auch wieder eingestellt.
Auf der Facebook-Seite der LAG Märkische Seen gab es zu diesem Beitrag schon ein paar Kommentare. Zum Beispiel, dass die angekündigten Zeiten für die Buslinie 935 für das Logistik-Zentrum in Seeberg ungünstig sind. Dort beginnt die Arbeit um 6 Uhr – und da fährt der Bus noch nicht. Jemand merkte an, dass Altlandsberg in einer Stellungnahme die schlechte Abstimmung im Vorfeld zu Errichtung dieser Buslinie bemängelte. Geholfen hat es offensichtlich nicht.
Ich befürchte, dass der Takt einfach zu grob ist. Gerade für den Heimweg kann es wohl kaum überzeugen, wenn man bis zu 1 Stunde auf den Bus warten muss. Und der Bus ist schnell verpasst bei dem (derzeitigen) Chaos. Ständig werden Ausfälle an U- und S-Bahnen gemeldet. Schienenersatzverkehr, Stellwerksprobleme u.ä.
Hoppegarten, Neuenhagen und Fredersdorf- Vogelsdorf haben sich zusammengeschlossen und für diverse Buslinien für die Hauptverkehrszeiten eine Verdichtung des Taktes auf 20 Minuten erreicht (auch hier). Somit kann man von jeder Bahn in einen Bus der jeweiligen Linie steigen – oder von jedem Bus in eine S-Bahn. Leider betrifft das nicht den 944er Bus – Altlandsberg macht bei diesem Zusammenschluss auch nicht mit. Jede der 3 Gemeinden zahlt dafür übrigens jährlich um die 400000 € drauf. Jetzt muss dieses Angebot nur noch genutzt werden….
Und Altlandsberg? Wie wäre s mit einem Bus nach Seefeld oder Werneuchen zur Regionalbahn? Die fährt ohne viele Zwischenstopps weiter nach Berlin rein. Der Takt ist aber auch recht lang. Das Gezuckel mit U- oder S-Bahn ab Hönow oder Hoppegarten ist ja auch nicht wirklich schnell. Klar wollen alle zwischendurch einsteigen…
Es gab im Frühjahr 2019 eine Petition, um den S-Bahn-Takt auf 10 Minuten zu verkürzen. Die Unterschriftensammlung ist abgeschlossen – gerade mal 2359 unterstützten diese Petition. Die Contra-Stimmen habe auch nicht ganz unrecht: bei so einem Takt würden die Schranken gar nicht mehr aufgehen usw. Eine Idee aus der Diskussion: Regionalbahnhalt in Fredersdorf, durchfahrt bis Ostkreuz. Das wäre für viele Altlandsberger eher ein Umweg. Allerdings durchaus eine Möglichkeit, wenn die Regionalbahn was wieder (mehr als) wett macht.
Ein wenig scheint man vielleicht doch die Bedeutung eines guten ÖPNV zu erkennen. So haben 2 Schülerinnen aus Altlandsberg eine Umfrage zum ÖPNV in Altlandsberg gestartet. Unbedingt mitmachen, wenn einem an einen guten Nahverkehr gelegen ist – es dauert auch nur 1-2 Minuten. Hier mal ein Beitrag, worum es unter andrem geht.
Sicher wäre ein gut ausgebauter ÖPNV auch ökologisch sinnvoll – aber das derzeitige Angebot lädt eben nicht unbedingt zur Nutzung ein. Wenn man es wirklich mit einer “Verkehrswende” ernst meint oder es den Leuten schwerer (teurer) machen will, mit dem eigenen Auto zu fahren – dann muss man auch Alternativen bieten können. Andererseits ist es aber so, dass der Staat am Verkauf von Autos und Treibstoff verdient (Mineralölsteuer, Ökosteuer, Mehrwertsteuer) eine gut ausgebauter ÖPNV aber wohl eher ein Zuschussgeschäft ist….
Auch sonst denkt die Politik da vielleicht zu kurz. So stellt sich – zumindest aus lokaler Altlandsberger Sicht – schon die Frage, warum in Strausberg ein neues Gymnasium entstehen soll. Warum nicht z.B. in Hoppegarten oder Altlandsbergß Also wird sich weiter in den Morgenstunden eine Schülerkarawane kreuz und quer durch den Landkreis bewegen. Werden sich Schüler je nach Wohnort, Schulart und Schulstandort auf ihren Wegen kreuzen.