Noch vor 10 Monaten gehörte ich eher zu denen, die von eBooks (elektronischen Büchern) nichts wissen wollten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man da auf einem Gerät lesen soll – ohne ein echtes Buch in der Hand zu halten, ohne echte Seiten umblättern zu können und schließlich: ich lese am Monitor auch nicht gern längere Texte. Diese Scheu hat sich gelegt und mittlerweile will ich auf meinen eBook-Reader auch nicht mehr verzichten. Dabei machen es einem der Handel bzw. die Industrie nicht gerade leicht. Man hat aus den Fehlern der Musikindustrie meiner Meinung nach nichts gelernt – Stichwort DRM (Digital Rights Management – digitale Rechteverwaltung, einfacher: Kopierschutz). Dazu kommen noch die “üblichen” Probleme der PC- und Softwarebranche wie unterschiedliche Formate etc. Aber ich möchte möglichen Interessenten nicht gleich den Mut nehmen und schließlich ist ja gegen alles ein Kraut gewachsen. ;-) Deshalb mal kurz, warum ich mich letztlich doch für einen eBook-Reader und die elektronischen Bücher entschieden habe.
Im Laufe der Jahre sammelten sich bei mir unzählige, na ja, viele Bücher an. Bisher habe ich mich immer dagegen gesträubt, Bücher wegzuwerfen – aber selbst, wenn nur wenige Bücher neue hinzu kommen: wohin damit? Dann gab es zu irgendeinem Feiertag eine Aktion der großen Buchketten wie Amazon und Kobo. Dort wurden “Bücher” verschenkt. Dabei handelte es sich ausschließlich um elektronische Bücher, die Händler hatten also keinen Aufwand und keine Kosten für Versand o.ä. Es waren auch keine ollen Schinken sondern “ordentliche” Bücher – bei Kobo z.B. 5 Bücher von Umberto Eco. Da ich aber eben nicht gern am PC lese, mußte irgendwie ein Lesegerät her – schließlich habe ich schon bei den Büchern gespart… ;-)
Und wie ich das so mache: erst mal Erkundigungen einziehen. Ein paar Testberichte lesen, überlegen, worauf ich Wert lege. Will man alles richtig machen (was mir wohl nie gelingen wird) fangen da schon die Probleme an. Es gibt die diversen (Datei-) Formate für elektronische Bücher – viele davon basieren im Prinzip auf html (der “Sprache” bzw. Codierung im Internet). Es gibt also mobi, epub, azw, pdf u.a. Außerdem gibt es verschiedene Lesegeräte von verschiedenen Herstellern. Nicht jedes Lesegerät (Reader) kann aber jedes Format verarbeiten. Dazu kommt die technische Ausstattung der Geräte. Es gibt welche mit glänzendem/reflektierendem Display, sieht im Laden immer gut aus – mag ich aber nicht, da (draußen) zu viele Reflexionen. Aber das ist nur die Oberfläche. Es gibt im Grunde 2 große Arten von Geräten: die mit LCD/TFT-Bildschirm wie beim Fernseher, iPad oder bei Handys. Dabei ist das Display hintergrundbeleuchtet, man kann also auch im Dunklen lesen und natürlich ist Farbdarstellung kein Problem. Das verbraucht aber ständig Strom und der Akku ist schnell leer. Dann gibt es die Modelle mit eInk – eine Art elektronischer Tinte. Diese kommen einem gedrucktem Buch von der Ansicht der Seiten schon sehr Nahe. Dabei handelt es sich um winzige schwarze und weiße Teile die einfach beim “Seitenwechsel” neu sortiert werden – dadurch entsteht die Schrift und auch die Darstellung von schwarz-Weiß-Grafiken ist möglich. Strom wird praktisch nur im Moment des Umblätterns/Seitenwechsels benötigt – der Akku hält also Bücher- bzw. wochenlang. Oft wird hier auch angegeben, wie oft man mit einer Akku-Ladung umblättern kann. Eingeschaltete Zusatzfunktionen (WLAN, Musik o.ä.) senken natürlich die Akkulaufzeit. Allerdings benötigt man – wie beim normalem Buch – immer eine Lichtquelle da dieser Geräte selbst nicht leuchten – also Tageslicht oder Lampe. Bis jetzt jedenfalls. Kobo will dieser Tage einen Reader mit eInk-Technik auf den Markt bringen, der über eine eingebaute Hintergrundbeleuchtung verfügt.
Innerhalb dieser 2 großen Gruppen (TFT und eInk-Geräte) gibt es dann noch verschiedene Ausstattungsmöglichkeiten der Gerät: mit WLAN oder ohne, mit zusätzlicher Speicherkarte oder nicht. UMTS möglich oder nicht, Bedienung (auch) über Touchscreen oder nur über Tasten usw. usf…
Ich entschied mich letztlich für den Sony PRS-T1, einen eBook-Reader mit eInk-Technik, WLAN und Touchscreen sowie Steckplatz für Speicherkarten im Micro-SD-Format. Der interne Speicher beträgt knapp 2 GB. Ein normale eBook im epub-Format ist ca. 0,3 – 1,2MB groß – Das entspricht einem Taschenbuch von ca. 300 – 500 Seiten. Allein auf den internen Speicher dürften davon also gut 1000 Stück passen. EBooks im pdf-Format erreichen aber schnell mehrere MB. Der PRS-T1 kann also Bücher im epub-Format und pdf verarbeiten bzw. anzeigen. Außerdem kann er auch Musik abspielen und per WLAN und integriertem Browser auf das Internet zugreifen. Anfang 2012 sollte eigentlich ein eigener Shop von Sony auch in Deutschland starten und man könnte so direkt über dieses Gerät auch Bücher erwerben. Allerdings existiert dieser Shop bis heute nicht, somit bleibt – wie bei den meisten Geräten – nur der Umweg über den PC. Allerdings kommt jetzt im September der Nachfolger PRS-T2 auf den Markt, dieser solle einen Zugang zum online-Shop von Libri.de ermöglichen. Evtl. hat Sony das Vorhaben eines eigenen Shops in Deutschland aufgegeben?
Mit diesem Reader (zu anderen Geräten kann ich nicht wirklich was sagen) kann man z.B. ein Wort durch Antippen markieren und sich per eingebautem Wörterbuch die Übersetzung anzeigen lassen oder z.B. bei Wikipedia die Bedeutung eines Fremdwortes nachschlagen. Außerdem kann man Seiten markieren oder mit einem Stylus (beiliegendem Stift wie früher bei PDAs) handschriftliche Notizen machen. Auch kann man im jeweiligen Buch nach bestimmten Wörtern suchen. Solche und ähnliche Funktionen bieten auch viele andere Reader.
Während es die meisten Geräte also im Elektro-Markt der Wahl gibt oder direkt bei den Buchketten, sieht es mit den Büchern dann schon anders aus – und es wird kompliziert. Die einfachste und dazu kostenlose Variante ist, sich Bücher beim Project Gutenberg herunter zu laden (nicht verwechseln mit dem kommerziellem Projekt Gutenberg-DE!). Dort gibt es kostenlose Bücher in verschiedenen Formaten. Das Problem: die Bücher sind zwar soweit mir bekannt legal – aber nur, weil es alte Werke sind, bei denen der Urheberschutz praktisch abgelaufen ist. So findet man denn dort (auch) die Klassiker von Goethe oder Bücher wie Krieg und Frieden, der Graf von Monte Christo oder auch Max und Moritz, Huckleberry Finn u.ä. Diese und andere kostenlose Bücher gibt es z.T. auch bei anderen Buchhandelsketten kostenlos. Wer so etwas mag, sollte damit einige Zeit versorgt sein.
Wer aktuelle Bücher lesen möchte, muß sich anderswo im Internet umtun, z.B. bei den diversen Buchhändlern wie buch.de oder Amazon. Spätestens hier fangen die Probleme an. Zunächst aber ein Vorteil: gegenüber der billigsten Taschenbuchausgabe sind die eBooks ca. 1 € preiswerter – unterliegen aber trotzdem der deutschen Buchpreisbindung. Aber dann: Amazon bietet elektronische Bücher im eigenen azw-Format an. Dieses ist praktisch nur mit Amazon-Geräten wie dem Kindle zu lesen. Der Kindle wiederum kann zwar noch Mobipocket aber nicht das weit verbreitete epub. Das größte Problem ist aber eben DRM – der Kopierschutz. Dabei ist es nicht der Schutz vorm eigentlichen Kopieren, der es kompliziert macht sondern das “Theater” drum herum. Man muß sich nämlich für sein Gerät praktisch eine Adobe ID besorgen und sein Gerät mit dem Nutzerkonto beim (online-) Buchladen verknüpfen. Die erworbenen Bücher sind dann nur auf diesem Gerät bzw. auf den mit dem Konto sonst noch verknüpftem Geräten (zusätzlich zum eBook-Reader z.B. der PC) lesbar. Man kann nur eine geringe Anzahl Geräte mit dem Konto verknüpfen. Jeder Geräte und/oder jeder Buchladen bringt zudem noch seine eigene Software zur Verwaltung der eBooks mit. So gibt es bei Amazon “Kindle for PC” von Sony den “Reader for PC”. Diese Programme sind zum Teil nötig, um die Bücher überhaupt herunterzuladen (einfacher Download geht oft nicht) und man kann damit auch am PC lesen. Wer also in verschiedenen online-Geschäften einkauft, hat u.U. bald eine Vielzahl an Programmen auf dem PC.
Die Alternative heißt Calibre – eine freie, kostenlose Software zur Verwaltung und zum Lesen von eBooks. Außerdem kann dieses Programm noch mehr: es kann die einzelnen Formate umwandeln. So kann man aus epub – mobi machen oder andersherum und auch das Amazon-Format azw kann in epub oder mobi umgewandelt werden. Damit kann man die bei Amazone gekauften Bücher z.B. auch auf einem Sony-Gerät lesen. Allerdings gilt das nur für Bücher ohne DRM. Wenn die Bücher DRM-geschützt sind, ist für Calibre ein Plugin notwendig, dass ich hier nicht verlinke. Die Suchmaschine der Wahl kann da bestimmt weiter helfen.
Mittels Calibre kann man auch Bücher direkt herunterladen, kaufen (im entsprechenden Shop, nicht bei Calibre direkt) oder zusätzliche Infos herunterladen (ähnlich den Details wie Komponist, Interpret oder Erscheinungsjahr in den ID3-Tags von Musikstücken). Calibre ist da ein tolles Programm, um seine “Bibliothek” auf dem PC zu verwalten. Das Programm dient auch zum Übertragen der Bücher auf das Lesegerät. Mit Calibre kann man die Bücher auch am PC lesen – wenn man das mag.
So toll ich eBooks mittlerweile auch finde, bleibt ein schaler Nachgeschmack. So will man mir im wesentliche vorschreiben, dass ich meine legal im Laden A gekauften Bücher nur auf einem ebenfalls dort gekauften Gerät lesen kann. Ich muß mich bei Adobe anmelden, um DRM-geschützte Bücher lesen zu können. Ich muß das Gerät mit meinem Nutzerkonto beim Buchhändler (oder mehreren) registrieren. Der Ehrliche ist mal wieder der Dumme:
- Lesegerät (Reader) kaufen
- Adobe-ID besorgen
- Lesegerät mit Konto (beim Buchladen) verbinden
- Aufpassen, wo ich welches Format kaufe
- schwierig bis unmöglich, eBooks zu verleihen
- Probleme, wenn Lesegerät defekt oder erlaubte Anzahl der Lesegeräte überschritten
Während der “unehrliche ” – oder der technisch versierte es einfacher hat:
- Lesegerät kaufen
- Buch kaufen – egal wo
- Format in beliebiges Format umwandeln und lesen – egal wo, egal mit welchem oder wie vielen Geräten
- beliebig verleihen, kopieren und weitergeben (das ist wirklich illegal!)
Es ist also wie bei (digitaler) Musik – also z.b. mp3. Wer sich diese gleich illegal besorgt, hat es im Prinzip leicht: kopieren, weitergeben, überall abspielen. Wer sich mp3-Dateien legal besorgt hat, hat da schon Probleme: spielt nicht überall ab, kann nicht einfach kopiert werden – und was es alles für Einschränkungen gab und noch gibt. Seit aber in der Musikbranche einige Firmen dann doch dazu übergegangen sind, Musik ohne Kopierschutz anzubieten und/oder eine längere Zeit in die Titel “reinzuhören” sind die Verkäufe angestiegen – Zufall?
Das soll kein Plädoyer für illegalen Download o.ä. sein. Es wird den Leuten aber – jetzt eben bei eBooks – sehr schwer gemacht, legal zu handeln, da das (technisch) recht kompliziert ist – wie oben angemerkt. Gleichzeitig wird beklagt, dass sich eBooks nicht so richtig durchsetzen – welch Wunder…!?
Aber um das ganze (nochmal) auf den Punkt zubringen, hier nochmal die Vor- und Nachteile so wie ich das momentan sehe – für mich überwiegen momentan die Vorteile.
Vorteile
- klein und handlich
- Änderbare Schriftgröße und -art
- Platz für viele Bücher
- einfacher online-Kauf – Tag und Nacht, Sonn- und Feiertags, sofort lesen
- Zusatzfunktionen (Lexikon, Wörterbuch, Musikplayer… je nach Gerät)
- Sortierung per “Tag” (Krimi, Roman, Märchen…)
- eBooks günstiger als gedruckte Ausgaben
Nachteile
- Vielfalt an Formate, nicht jedes Gerät kommt mit allen klar, Format je Händler unterschiedlich
- Kopierschutz
- meist PC notwendig (zum kaufen, downloaden, umwandlen, und / oder aufs Gerät übertragen)
- Wenn Akku leer (Ladegerät vergessen) unbrauchbar
- teilweise Probleme bei Darstellung von Sonderzeichen oder Zeichen aus anderen Sprachen (z.B. skandinavisches Ø )
Ein Gedanke zu „eBook und Reader – kleine Einschätzung“