Gestern habe ich mich mal getraut und mich zum einem Vortrag zum Altlandsberger Stadtschloss ins Gutshaus begeben. Im Rahmen der Veranstaltungen zu 400 Jahre Otto von Schwerin war dies der letzte Vortrag zum Schloss. Der Schwerpunkt lag diesmal auf der Innenausstattung.
Um ein Fazit vorneweg zu nehmen:ich bereue es, dass ich nicht schon die anderen Vorträge besucht habe.
Kleine Anekdote am Rande: den Vortrag hielt Silke Kiesant vom historischen Institut der Universität Potsdam, die auch bei der Stiftung preußische Schlösser tätig ist. Ausserdem ist sie die Tochter des Tierarztes Dr. Heinz aus Altlandsberg und kam an ihrem Schulweg praktisch täglich am Gutshaus bzw. dem alten Schlossgelände vorbei. Geschichte hatte sie bei Egon R. (der anwesend war) – viele Altlandsberger dürften wissen, wer gemeint ist ;-) Übrigens waren auch sonst einige Lehrer bei der Veranstaltung vor Ort und auch ein Nachfahre Otto von Schwerins im Gutshaus (Wenn ich nicht irre war es Detlef Graf von Schwerin).
Einen Eindruck vom Altlandsberger Stadtschloss, wie es evtl. aussah, bekommt man übrigens hier (einfach auf das Bild klicken). Für die Zeit, in der es erbaut wurde, war das Schloss sehr modern – was die Architektur betrifft. Der große Kurfürst ließ dort seine Kinder von Otto von Schwerin unterrichten. Darunter war der Kurfürst Friedrich III., der spätere erste König von Preußen, Friedrich I. (Großvater vom alten Fritz).
Möglicher Weise weil er dort einen Teil seiner Kindheit verbrachte, drängte König in Preussen, Friedrich I. (vor der Krönung Kurfürst Friedrich III.) den Enkel Otto von Schwerins dazu, das Altlandsberger Stadtschloss an ihn zu verkaufen. Das geschah etwa 1708 – 1712, es gibt widersprüchliche Dokumente dazu. Die Schwerins mußten ausziehen und räumten das Schloss leer bis auf die Wandverkleidungen. Friedrich I. plante Umbauten am Schloss – verstarb aber schon 1713. Die Bauarbeiten wurden eingestellt, der Verfall begann. Zwischenzeitliche Reparaturen konnten den Verfall nicht aufhalten. Das Schloss sollte zwar mal umgebaut werden, dazu kam es aber nicht. Friedrich II. (der alte Fritz, Friedrich der Große – also der Enkel Friedrich I.) erlaubte der Garnison im Schloss zu excerzieren. Ein Brand besorgte später den Rest.
Von der Innenausstatung des Altlandsberger Stadtschlosses ist praktisch nichts mehr vorhanden. Die Schwerins hatten wie erwähnt das Schloss völlig geräumt. Die dabei mitgenommen Gegenstände wurden lt. des Nachfahren Otto von Schwerins im Krieg zerstört. Lt. Silke Kinast muss die Ausstattung recht prächtig gewesen sein. Gemälde, lederne Tapeten bzw. Wandbehänge, große Spiegel. Dazu große Standbilder verschiedener europäischer Persönlichkeiten der damiligen Zeit, Musikinstrumente, große Wandteppiche u.ä.
Ich finde Geschichte im allgemeinen schon recht interessant. Allerdings ist es auch recht verwirrend wenn man noch nicht tiefer in der Materie steckt. Das geht schon damit los, dass der Sohn Otto von Schwerins “zufällig” Otto hieß… Dessen Sohn dann übrigens auch wieder. Wer in die Familiengeschichte der Schwerins einsteigen will, kann sich das hier bei Wikipedia mal durchlesen. Bei den Kurfürsten von Brandenburg und später den Königen von Preußen war es ähnlich. Dort tummeln sich unzählige Friedrichs, Wilhelms und Friedrich Wilhelms. Noch verrückter wird es, wenn ein Kurfürst zum König wurde. So wurde eben Kurfürst Friedrich III. zum König Friedrich I. in Preußen. Sein Sohn Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig) war ebenfalls noch König in Preußen, dessen Sohn Friedrich I. (der alte Fritz, Friedrich der Große) war dann König von Preußen. Hier wird noch zwischen König IN und König VON unterschieden.
Wer sich mit den verschiedenen Kurfürsten, Königen in und von Preußen bzw. den Hohernzollern allgemein beschäftigen möchte, kann das hier bei Wikipedia im Stammbaum der Hohenzollern tun. Interessant finde ich vor allem die Grafik dazu. Die allerdings leider auf Englisch. Preussen heißt da z.B. Prussia und Friedrich –> Frederick usw.
Soviel dazu, bevor ich mich hier verzettel, lasse ich dieses Thema lieber. Nachzulesen ist alles bei Wikipedia und ähnlichen Seiten.
Wie eingangs erwähnt, war das schon der letzte Vortrag einer Reihe. Vorige Vorträge handelten z.B. von der Gartenanlage die zum Altlandsberger Stadtschloss gehörte u.ä. Hier waren Fischteiche angelegt und entlang der Stadtmauer soll sogar eine Kahnfahrt bis zum Berliner Tor möglich gewesen sein. Das Ganze wurde vom Heimatverein organisiert. Die Mitglieder stecken da wohl viel Arbeit rein und da wohl u.a. manch ein Vortragender wenigstens eine Aufwandsentschädigung erhält und auch sonst viele Dinge eben einfach Geld kosten. Für diesen Vortrag wurde kein Eintritt verlangt. Wie es scheint waren die Getränke (z.B. Wein) auch kostenlos. So gesehen erscheinen die diversen Aufrufe beim Neubürgerempfang, etwas zu kaufen, evtl in einem etwas anderen Licht.