In einer Kita wurde den Eltern vor kurzem eröffnet, dass der Personalschlüssel nicht zu halten ist. Das würde bedeuten, dass in einer oder mehreren Gruppen auf eine pädagogische Fachkraft 11 Kinder kommen. Dies in einer Gruppe, in der
einige Kinder noch gewickelt werden. Es geht also um unter 3-jährige.
Nun war ich erst mal ein wenig empört und habe mal kurz geschaut, wie der offizielle Personalschlüssel überhaupt ist. Schon da scheint es kompliziert zu werden. So gibt es den Personalschlüssel aus dem Kita-Gesetz. Der umfasst aber alle Arbeiten, auch Vor- und Nacharbeiten, die um 20% der Arbeit ausmachen, aber nicht „am Kind“ stattfinden.
Der Personalschlüssel minus aller Zeiten für Vor- und Nachbereitung, Lehrgänge und Schulungen ergibt dann den tatsächlichen Betreuungsschlüssel wie auf dieser Seite erklärt wird. Den Eltern wurde nun mitgeteilt, dass man die Gruppen ansonsten schließen müsste – was den Eltern natürlich auch nicht weiterhelfen würde, im Gegenteil.
Und nun? Beschweren? Anzeigen? Es gab im letzten Jahr einen Kita-Träger, der sich selbst angezeigt hat, da er die gesetzlichen Vorgaben wegen Personalmangel nicht erfüllen konnte. Jetzt stehen einige Erzieher mehr Kindern gegenüber, als der gesetzliche Personalschlüssel vorgibt. Sie machen bei der Kommune jetzt regelmäßig eine Überlastungsanzeige.
Wie gut werden also die oft nicht gerade geringen Kita-Beiträge „angelegt“? Jedenfalls nicht in Personal… Aber apropos: wenn eine Kommune nicht 100% Leistung erbringt – muss man dann eigentlich weiterhin 100% der Kitagebühren zahlen?
Da beginnt aber das nächste Dilemma: sind es Kitagebühren oder Kitabeiträge? Da gibt es nämlich einen Unterschied: Beiträge werden unabhängig von der tatsächlichen Nutzung einer Sache oder eines Angebotes erhoben. Gebühren werden für eine konkrete Nutzung erhoben. So zumindest hier lt. Wikipedia. Möglicherweise hat das damit aber auch gar nichts zu tun, ich bin schließlich kein Anwalt.
Ärgerlich ist das ganze aber schon. Seit Jahren gibt es Brandenburg-weit Ärger um die hohen Kitagebühren. Nun stellt sich raus, dass die Kita bzw. die Kommune (trotzdem) nicht in der Lage ist, den gesetzlichen Betreuungsschlüssel zu gewährleisten. Dabei hat Brandenburg schon eher einen der schlechteren Betreuungsschlüssel! Der Bundesdurchschnitt liegt bei unter 3-Jährigen bei 4,3 Kinder/Fachkraft. Zwischen 3 und 6-Jährigen liegt er bei 8,6 Kinder/Fachkraft. In Brandenburg liegen die Werte bei 5,8 bzw. 10,3. (Quelle: Wikipedia, Stand 10/2019)
Also Füße stillhalten, hohe Kosten und schlechten Betreuungsschlüssel hinnehmen, um nicht zu riskieren, dass man gar keinen Kitaplatz hat? Auf der Warteliste für einen Kitaplatz in der betreffenden Kommune sollen mittlerweile ca. 50 Kinder sein – das ist eine kleine Kita für sich!
Viele Gemeinden im Speckgürtel um Berlin wollen ihre Einwohnerzahl erhöhen. Dazu gehört auch die, um die es hier geht. Der Kita-Neubau oder die Personalentwicklung scheinen dabei nicht mitzukommen oder es dauert zu lange. Wenn man also mehr Einwohner möchte, Baugebiete ausweist, gibt es dann keine Planungen für Kitas? Gehört das nicht zur Infrastruktur, die eine Kommune interessant macht? Stellt das keinen Standortvorteil dar? Und ist es, auch ohne Zuzüge neuer Einwohner, nicht anhand diverser Statistiken halbwegs vorhersehbar, wie sich die Anzahl von Kindern im Kita-Alter entwickelt? Vielleicht passiert im Hintergrund ja mehr, als man denkt – allein, mir fehlt der Glaube.
Das waren jetzt die Probleme mit den Kitas. In wenigen Jahren werden diese, wahrscheinlich ganz überraschend, die Schule betreffen: Klassengröße, Klassenräume, Kapazität der Gebäude, Personal. Das Gleiche mit dem Hort. Verschweigen will ich hier nicht, dass es für die Schule entsprechende Planungen gibt. Zum einen ein Neubau in der Klosterstraße, zum anderen einen Schulcampus Bollensdorfer Weg. Wann dort aber wirklich gebaut wird und wie lange es dann noch dauert….man darf gespannt sein.
Zum Glück sind wir nicht betroffen, die Schilderungen habe ich aber von einer Person, die direkt von bzw mit den oben geschilderten Sachverhalten in Berührung kommt.