Der Thema machte in den letzten Tagen die Runde und ich hatte die Gelegenheit, mal wieder ein paar Beiträge zu verfassen – ok, den Großteil hatte ich bei Facebook kopiert – mit Erlaubnis. Nun mach ich mir so meine Gedanken zur Surf-Era. Grundlage sind die o.g. Beiträge wie dieser und dieser und mein
Bauchgefühl. Das ist natürlich völlig subjektiv und natürlich werde ich wohl (unbeabsichtigt) einige Punkte beim Für-und-wider außer Acht lassen.
Wie sieht es denn in Altlandsberg aus? Das kann ich höchstens für die Stadt sagen, für die verschiedenen Ortsteile bzw Orte des Amtes von Bruchmühle bis Gielsdorf fehlt mir noch mehr der Überblick. Es gibt also 3(?) Supermärkte, ein halbfertiges Schlossgut, ein paar kleinere Geschäfte und ein paar Lokale. Dazu Sportplatz und Erlengrundhalle und den MTV und ähnliche Sportvereine in anderen Ortsteilen. Dazu gibt es ein paar engagierte Bürger, die sich z.B. im Freundeskreis Schlosskirche zusammengeschlossen haben, im Heimatverein mitmachen oder sich beispielsweise in Bruchmühle im und ums Gemeindehaus engagieren.
Für die Jüngeren in Altlandsberg – sagen wir mal von 5-15 – sieht es ungefähr so aus. Es gibt den Bolzplatz, hier und dort einen Spielplatz deren Ausstattung meiner Meinung nach (ich bin doch aus dem Nutzungsalter raus) zu wünschen übrig läßt. Hinzu kommt, dass die Spielplätze oft so gelegen sind, dass sie ohne die Eltern eh schlecht oder nur über gefährliche Straßen erreichbar sind – wenn man nicht gerade daneben wohnt. Laut Internet gibt es einen Jugendclub, der Di+Do von 15-18 Uhr auf hat. Weiter gibt es (sehen wir mal von der Pandemie ab) Tanzschule und Sportvereine, die Gegend bietet diverse Reiterhöfe.
Ist das nun eigentlich viel oder wenig? Ich gestehe, zum Jugendclub musste ich erstmal googeln, die Reiterhöfe sind mir gerade noch eingefallen – ansonsten wäre die Aufzählung kürzer (und trauriger?) Oder scheint es momentan nur ein wenig traurig, weil pandemiebedingt auch im MTV 1860 nicht so viel läuft? Zumindest bei den Handball-Zwergen ist es derzeit so.
Ansonsten gilt: wer nicht einfach nur jeden Tag essen gehen und (im Supermarkt) einkaufen will, macht sich halt auf den Weg nach “Woanders” – z.B. Berlin. Egal ob Kino, Museum, Bar, Kletterpark, Theater, Schwimmen… man muss sich auf den Weg machen, gerade auch als Familie, wenn man nicht gerade pferdevernarrt oder im MTV verwurzelt ist. Wir klappern z.B. die Zoos und Tierparks ab oder fahren in den Turm nach Oranienburg um mal 2 Beispiele zu nennen.
Die Einen stört das, die Anderen finden das – bzw. die Ruhe, die hier herrscht – gerade schön. Und was hat das nun mit der Surf-Era zu tun? Nun, zum Einen würde dieses Projekt wahrscheinlich viel Geld in die Stadtkasse spülen. Geld, das man immer gebrauchen kann. Altlandsberg bezuschusst den 944er-Bus, damit der etwas länger fährt als nur bis 20 Uhr. Altlandsberg hat hohe Kitagebühren, die man so evtl subventionieren könnte, es könnten (mehr) Spielplätze gebaut werden usw. Die meisten oder viele Dinge, die man sich als Einwohner so wünscht, kosten nun mal Geld oder scheitern, weil keins Geld dafür vorhanden ist.
Also her mit diesem Projekt? So weit bin ich mit meinen Gedanken zur Surf-Era dann doch nicht. Dagegen spricht für mich zum Einen der immense Wasserbrauch, nicht nur die offiziell verkündeten 20000 m³. Vor allem der “versteckte” Wasserverbrauch, der hier aufgeführt wurde, gibt mir zu denken. Zwar leben wir nicht in der Wüste, schaut man sich aber den Straussee an oder den fallenden Grundwasserspiegel, so kommen mir doch erhebliche Bedenken.
Gerade gestern hat übrigens das Bundesamt für Katastrophenschutz vor einer möglichen Trinkwasserknappheit in vereinzelten Gegenden Deutschlands gewarnt: Hier bei Wetter.de nachzulesen
Eins muss nach bisherigen Erkenntnissen noch ausdrücklich betont werden: beim Projekt Surf-Era geht es um eine reine Surf-Halle, dazu Restaurant und Hotel. Ein Schwimm- und /oder Spassbad wäre möglich, müßte aber nach bisherigen Erkenntnissen durch die Stadt finanziert werden. Das ist momentan NICHT Bestandteil des Projektes!
Hinzu kommt die riesige Fläche, die das Projekt beansprucht, es ist von 60000m² die Rede. Und doch plant man bei potenziellen 1400 Besuchern am Tag mit lediglich 210 Parkplätzen. Selbst, wenn immer 2 Leute in einem Auto anreisen, wären das 700 Fahrzeuge. Wenn die eine Hälfte Vormittags, die andere Hälfte Nachmittags die Surf-Era besuchen würde, wäre man immer noch bei zeitgleich 350 Fahrzeugen. Vielleicht kommen an einem Tag mal nur 500 Gäste – dafür dann an einem anderen 2300 – mit entsprechend vielen Fahrzeugen. Sind die Parkplätze belegt, wo stehen die übrigen Autos dann? In Bruchmühle? Vor Rewe? An den Scheunen? Wenn es die Stadt stört, kann diese ja zusätzliche Parkplätze bauen? Ein Besuch mit öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich absichtlich nicht berücksichtigt, dazu fehlen meiner Meinung nach derzeit die Voraussetzungen.
Apropos Voraussetzungen: auch mit dem Auto ist die Verkehrsanbindung nicht wirklich optimal. Aus Berlin raus gelangt man über die Altlandsberger Chaussee und die Umgehungsstraße. Spätestens ab Autobahnabfahrt Marzahn wird es eng, da die Umgehungsstraße nur einspurig ist. Bereits jetzt ist die Umgehungsstraße voll, staut sich der Verkehr zu bestimmten Zeiten. Ab B1 würde der Verkehr wohl über Neuenhagen laufen und letztlich würden die Ströme an der Umgehungsstrasse wieder aufeinander treffen. Sicher würde auch ein wenig über Strausberg-Eggersdorf oder via Wegendorf oder Seefeld-Krummensee laufen. Polen ist ausdrücklich als mögliches Einzugsgebiet für die Surf-Era genannt. Wie diese Verkehrsströme bei derzeitig genanntem Standort der Surf-Era zwischen Scheunen und Radebrück zusammenlaufen, kann sich jeder mit Blick auf die Landkarte ausmalen.
Zum Flächen- und Wasserbedarf kommt noch eine gewisse Lärmbelästigung. Hier wird von ca 100dB gesprochen, die (angeblich) zum großen Teil nach oben durch das auffahrbare Dach abgegeben werden. Lt. einer kurzen suche im Netz liegen 100 dB zwischen Holzfräsmaschine und Rockkonzert. Mit der Ruhe wäre es also für die nahegelegenen Nachbarn also vorbei. Egal ob durch die Wellenanlage oder durch den Autoverkehr.
Was spricht dennoch für die Surf-Era? Einen Großteil der benötigten Energie soll durch eine eigene Solaranlage erzeugt werden, mögliche Überschüsse sollen ins Netz eingespeist werden. Netto muss man aber weiter Energie beziehen, dass sollte durch das Umspannwerk Neuenhagen aber kein allzu großes Problem sein. Ein Teil der Besucher würde wahrscheinlich auch sonst ein wenig Geld in Altlandsberg lassen. Also übernachten, Restaurants besuchen oder das Schlossgut – zum großen Teil wohl mit Auto. Es sollen ca. 100 Arbeitsplätze entstehen.
Das sind nur meine Gedanken zur Surf-Era. Was habe ich nicht beachtet? Vieles ist natürlich reine Spekulation, sowohl was für, als auch was gegen die Surf-Era spricht. Wird es wirklich 100 Arbeitsplätze geben oder werden es nur 60? Reichen 60000m² oder werden 100000m² Fläche benötigt? Benötigt man eher 40000m³ Wasser und kommen täglich nur 1000 Besucher – oder sogar 2000? Wo soll überhaupt der genaue Standort sein?
Wird sich die Surf-Era überhaupt rechnen? Oder haben wir x Jahre nach Fertigstellung ein riesiges, verwahrlostes Objekt vor den Toren der Stadt? Es muss ja nicht an mangelndem Interesse liegen. Gründe könnten auch sein, dass der Wasserbedarf (irgendwann) nicht zu decken ist, sich die Investoren verkalkuliert haben o.ä.
Was mich an der ganzen Angelegenheit auch stört: wenn der Bürgermeister seit November 2020 davon weiß (die Initiatoren gaben an, dass ein erster Email-Kontakt bereits im August 2020 stattfand) – warum wird das Projekt jetzt erst den Stadtverordneten und Bürgern(!) vorgestellt? Will man unter dem Deckmantel “Zeitdruck” für vollendeter Tatsachen sorgen?
Ich denke, ich muss hier auch ein wenig aufpassen, um nicht immer nur “dagegen” zu sein. Wie eingangs erwähnt: für vieles benötigt eine Stadt Geld, das darf nicht völlig ausser Acht gelassen werden. Jugendarbeit, Kita, Sportvereine – in der Regel sind das Zuschussgeschäfte für eine Gemeinde. Lt. MOZ wurde 2020 hierfür Geld ausgegeben. Irgendwo muss das Geld, das die Bürger gern für alles Mögliche ausgegeben sehen wollen, herkommen. Hier rächt sich vielleicht, dass es Altlandsberg nach der Wende nicht gelungen ist, ausreichend starkes Gewerbe anzusiedeln. Oder irre ich mich hier? Es gibt immerhin das Logistikzentrum in Seeberg, die Elementefabrik in Bruchmühle. Kommt davon auch Geld in Altlandsbergs Stadtkasse an oder geht es an den Sitz irgendwelcher Firmenzentralen ganz woanders? Das ist ja oft doch ein wenig komplizierter.
Wie viel bleibt beispielsweise in Neuenhagen “hängen”? Dort sind allein im Gewerbegebiet am Umspannwerk Momox, DHL, Albrecht+ Neiss, Henning, das Glaswerk…. Und die eine oder andere Schule in Neuenhagen ist laut Bekannten wesentlich besser ausgestattet (zumindest mit IT-Technik) als die Schule in Altlandsberg. Ein Vorteil, der sich gerade in den letzten Monaten zeigte. Aber ich verzettel mich hier gerade. Ich möchte nur noch erwähnen, dass ich es “damals” garnicht so schlecht fand, dass Altlandsberg kein großes Gewerbegebiet hat. Ich war der Meinung, dass es für die ganzen, überall aus dem Boden schießenden Gewerbegebiete nicht genug Gewerbe geben würde….
Nach derzeitigem Stand ist auch Fürstenwalde noch im Rennen. Der Bürgermeister von Fürstenwalde gibt sich in diesem Interview optimistisch und nach seinen Gedanken zur Surf-Era wäre diese wohl ein Glücksfall. So soll sie (mit Schwimmbad) das renovierungsbedürftige Schwapp ersetzen. Und klar: letztlich geht es auch hier um Geld. Nur dürften die Bedingungen in Fürstenwalde etwas besser sein. Zumindest könnte man das vermuten: direkt an der Spree scheint von hier aus genug Wasser da zu sein (auch wenn das natürlich nichts über den Grundwasserspiegel aussagt). Dazu die Autobahn, die B168.
Von der Größe des Projektes her, scheint es mir einfach auch besser in eine größere Stadt zu passen. Meiner Meinung nach benötigt Altlandsberg dringend Einnahmemöglichkeiten aus Gewerbe oder Freizeiteinrichtungen. Irgendwie wäre es mir aus mehreren kleineren Projekten lieber, als aus einem gigantischen. Aber ich arbeite weder in der Politik noch im Finanzwesen, beim Finanzamt oder ähnlichem und kann das deshalb wohl nicht wirklich einschätzen. So entspringen meine Gedanken zur Surf-Era eben eher meinem Bauchgefühl – wie eingangs erwähnt.
Übrigens soll – genügend Interessenten vorausgesetzt – am 22.05.2021 in Radebrück eine Bürgerinitiative gegen die Surf-Era ins Leben gerufen werden. Nähere Infos nach Mail an keinesurfera@freenet.de. (Nein, das ist keine Adresse von mir)
So viel zu meinen Gedanken zur Surf-Era, mal grob und ohne viel Struktur so aufgeschrieben, wie es mir in den Sinn kam.