Anfang des Sommers habe ich mich auf einer Elternversammlung noch gewundert, dass uns von der Lehrkraft eine private gmail-Adresse mitgeteilt wurde. Ich dachte doch glatt, dass es für Lehrer dienstliche E-Mail-Adressen ihres Arbeitgebers gibt. Da E-Mail aber doch noch relativ neu ist, dauert es wohl noch ein wenig… ;-) Nun brauchen wir plötzlich eine E-Mail für Schulkinder – selbst für Schulanfänger.
Mit Beginn des neuen Schuljahres sieht es jetzt so aus. Die Stadtschule Altlandsberg macht bei der HPI-Schulcloud mit. In dem Schreiben, dass uns dies mitteilte, wurden wir gleichzeitig gebeten, für das Kind eine E-Mail-Adresse einzurichten. Diese und eine E-Mail-Adresse eines Sorgeberechtigten sollen wir dann der Schule mitteilen. Termin dafür ist der 31.08.2020 – viel Zeit ist nicht mehr! Anschließend erhält man dann einen Link für den Registrierungs- und Einwilligungsprozess.
Was mich an diesem Brief ein wenig ärgert: wie kann man in einem Post-Brief gerade eine Link-Adresse in einer Schriftart drucken, die die Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben so schwer macht? Zumindest sind meine Augen nicht mehr die besten und ich habe 3 Anläufe gebraucht um gegen Ende der Internet-Adresse gerade bei Z und V herauszubekommen, ob das nun ein Großbuchstabe sein soll oder nicht. Ganz abgesehen davon, dass dieser Link viel zu kryptisch ist. Hier daher nochmal als richtiger Link (ohne Umbenennung): https://lernen.cloud/courses/schulcloud2019/items/6u8FDYKDYkE5zRFgVptdX3
Wenn schon ein Brief auf Papier, dann hätte man die Internet-Adresse auch wie folgt drucken können. Code mit dem Smartphone gescannt und fertig. Wer das dort verlinkte Video größer am PC sehen möchte, kann den Link vom Smartphone immer noch per Mail an sich selbst oder auch an einen entsprechenden Fernseher senden.
Eine E-Mail für Schulkinder ist eigentlich schnell eingerichtet. Da gibt es keinen Unterschied zu Erwachsenen, es sei denn, man nutzt spezielle Angebote – siehe weiter unten. Wer sich nicht mit E-Mail-Programmen herumärgern möchte, kann am Smartphone die App des entsprechenden Anbieters verwenden. Doch halt – sieht das bei minderjährigen Kindern doch anders aus? Aus alter Gewohnheit probierte ich es bei t-online, bei web.de und bei GMX. Siehe da: offiziell muss man bei diesen Anbietern mindestens 16 Jahre alt sein. Getestet habe ich das bei diesen Anbietern nur als komplette Neuanmeldung der kostenlosen Free-Mail. Gibt man das echte Geburtsdatum eines z.Z. 8-jährigen Kindes ein, kommt man nicht weiter. Ich kann bei jeder Bank problemlos ein Sparkonto für ein Kind einrichten, bei E-Mail für Schulkinder oder Kindern unter 16 Jahren scheint das aber schwieriger.
Was also tun? Mancher Anbieter (t-online, Outlook/Microsoft) bietet auch bei den kostenlosen Konten “Aliase” an. Bei t-online kann man sich für 1 Konto bis zu 10 Adressen ausdenken. Zu meiner Adresse Eltern@t-online.de kann ich also noch Kind1@t-online.de und kind2@t-online.de usw anlegen. Nachteil (zumindest bei t-online): die Mails landen alle in einem Postfach. Wer das Passwort weiß, kann auf alle Mails zugreifen. Das finde ich dann doch nicht so günstig. Es ist später mit einigen Verrenkungen verbunden, soll diese Adresse später eigenständig sein. Ich habe hier mal vor langer Zeit erklärt, wie man eine t-online-Adresse zu einem Festnetzvertrag in eine unabhängige t-online-Adresse ändert.
Mir persönlich gefällt die Alias-Varianten in diesen Fall also nicht. Also habe ich – pfui Teufel – geschummelt und das Kind 16 Jahre alt gemacht. Ich habe ein falsches Geburtsdatum eingetragen. Die Adresse ist so, dass man sie ein Leben lang seriös verwenden kann: vorname.nachname@t-online.de. Den Bestätigungscode ließ ich an meine Mobilfunknummer schicken. Die Frage ist nur, ob seitens Telekom in nächster Zeit irgendeine Überprüfung stattfindet. Es gibt also durchaus noch ein Rest-Risiko.
So ein eigenständiges Konto hat aber auch Vorteile. Momentan haben wir als Eltern natürlich die Finger auf diese E-Mail-Adresse für Schulkinder. In der Grundschule muss man meiner Meinung nach nicht immer/lange online sein, das kommt früh genug. Ist das Kind mal alt genug, kann es das Konto selbst zu “übernehmen”. Dann kann es auch wieder “Aliase” anlegen. Eine 2. Email-Adresse ist aber auch vorher nicht verkehrt z.B. wenn es um Anmeldung an Foren, Gewinnspiele oder ähnliches geht. So eine 2. E-Mail-Adresse für Schulkinder (und auch sonst) sollte keine Rückschlüsse auf Alter, Geschlecht oder Namen zulassen. Stellt man fest, dass diese Adresse immer mehr Werbung bekommt, kann man diesen Alias jederzeit löschen. Für wichtige Foren o.ä. sollte man sich vorher eine neue Adresse besorgen und diese in den entsprechenden Foren o.ä. ändern.
Es gibt natürlich auch spezielle E-Mail-Angebote für Kinder. Diese werben mit bestimmten Filterfunktionen oder dass nur Nachrichten an vorher fest definierte Adressaten geschickt werden können und ähnlichem. Oft sind diese Anbieter kostenpflichtig bzw. bei den kostenpflichtigen Konten von GMX u.ä. einzurichten. Hier ein paar Infos auf einer Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: https://www.surfen-ohne-risiko.net/chatten/kinder-mail/ Es sind dort auch einige Anbieter verlinkt. Einen kleinen Vergleich bzw Test von E-Mail für Schulkinder gibt es hier bei Chip.de.
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, sich eine eigene Domain zu sichern. Man muss dazu noch lange keine Webseite betreiben – kann sich aber genug Email-Adressen sichern. Unter meinem Blog dischue.de kann ich 1500 E-Mail-Adressen einrichten. Allerdings zahle ich auch dafür..
Ich muss wohl heutzutage nicht mehr erwähnen, dass der Versand oder Empfang von E-Mails auch mit einigen Risiken verbunden ist. Speziell zum Thema E-Mail hatte ich hier mal einiges zusammengestellt. Hier findet man weitere Artikel zu Internet und PC. Sollen Kinder irgendwann auch ein eigenes Gerät bekommen, empfiehlt es sich wahrscheinlich, sich mit diversen Filterregeln vertraut zu machen. Das betrifft sowohl den Rechner selbst als auch Filterregeln für den Router. Richtet man auf einem PC mit Windows 10 ein neues Konto ein, so wird dieses entsprechend des einzugebenden Geburtsdatums als Kinderkonto behandelt und unterliegt einigen Beschränkungen – ich habe das heute zum ersten Mal gemacht.
Es ist nicht so, dass ich mich jetzt nur herumärgere. Kinder an diese “neue” Technik heranzuführen ist in meinen Augen richtig. Wann der richtige Zeitpunkt ist, darüber kann man gern streiten. Zu der Problematik, dass man unter 16 Jahren kein E-Mail-Konto eröffnen kann, habe ich t-online angeschrieben. Man hat das als Verbesserungsvorschlag angenommen und bittet um Geduld, was eine Antwort betrifft. Auch den im o.g. Brief genannten Administrator der Schulcloud habe ich angeschrieben und darauf hingewiesen, dass es bei den im Schreiben genannten Anbietern nicht möglich ist, (legal) eine E-Mail für Schulkinder bzw. für Kinder unter 16 Jahren einzurichten. Hier hätte man wahrscheinlich die E-Mail-Anbieter früher mit ins Boot holen müssen. Letztlich wurde das aber wohl auch alles durch Corona beschleunigt.
Ich habe den Registrierungsprozess mit t-online, gmx und web.de probiert. Fertig eingerichtet habe ich eine Adresse bei t-online. Wer andere Anbieter probiert hat oder andere Erfahrung machte: einfach einen Kommentar hinterlassen.
Nachtrag: mit einer “normalen” E-Mail ist heute oft mehr verbunden. So gehört ein bestimmter online-speicher (“Cloud”) oft dazu. Mehr dazu beim jeweiligen Anbieter. Bei t-online gibt es den “Fallstrick”, das man mit dem Paßwort die Mails über die t-online App oder den Browser abrufen kann. Für den Abruf über ein E-Mail-Programm wie Outlook, Thunderbird, Mail am iPhone o.ä. muß man im Kundencenter unter Einstellungen ein extra-Kennwort festlegen. Es kann das gleiche Kennwort sein aber man muss es extra festlegen!
[UPDATE] Gerade eben hatte ich eine Anruf von T-online. Es ist so, das man wegen der Geschäftsfähigkeit erst ab 16 ein E-Mail-Konto bei t-online anlegen kann. Daran wird sich auch nichts ändern. Es ist eben ein kostenloses Produkt und da steckt man eben auch wenig Aufwand rein. Etwas anders sieht es aus, wenn man Kunde der Telekom ist – egal ob Mobilfunk, Fernsehen oder Festnetz. Dort hätte man bezüglich Mail noch andere Möglichkeiten. Welche genau, kann ich nicht sagen und Mangels Vertrag auch nicht austesten. Zu meinem Einwand, dass man bei Banken doch auch Verträge für bzw im Namen des Kindes abschließen kann, hieß es, dass dort ja eine “Datensatz” dahinter liegt. Es besteht dort eine richtige Kundenbeziehung. Beim Freemail-Angebot von t-online ist das aber eben nicht so. Max Mustermann kann sich eine email-Adresse als mueller-meier-lehmann-schulze@t-online.de anlegen.
Das wäre übrigens auch noch eine Möglichkeit: die eigenen Daten hinterlegen und als email-Adresse die des Kindes (vorname.nachname..) angeben. Allerdings sei eine nachträgliche Änderung z.B. des Geburtsdatums nicht möglich. In meinem Beispiel von oben ist dann unser Kind für t-online.de immer 10 Jahre älter als real. Bleibt nur die Freigabe und sofortige Wieder-Reservierung der Adresse mit den echten Daten.