Das neue Schuljahr ist nun ein paar Wochen alt und unter den Eltern regt sich Unmut. Es geht um Schulwege und den ÖPNV in Altlandsberg. Mit dem neuen Schuljahr gibt es auch einen neuen Busfahrplan und wie man in einigen Ortsteilen feststellen musste, sind offenbar einige Verbindungen weggefallen. Je nach Tageszeit benötigt man nun z.B. nach Bruchmühle 7 Minuten mit 0 mal umsteigen – oder 60-120, mit bis zu 2 mal Umsteigen in Fredersdorf. In Richtung Nord fuhr zwischen 13:35 und 15:25 garkein Bus. Von einigen Ortsteilen scheint es morgens auch kaum eine Möglichkeit
mit dem ÖPNV zu geben, zum neuen Schulcampus zu gelangen.
Durch den spätern Schulbeginn ab diesem Schuljahr und geänderte Fahrpläne haben sich die Fahrzeiten für einige Ortsteile so verändert, dass der Bus 10 Minuten vor Schulschluss losfährt, die Kinder also je nach Tageszeit bis zu 100 Minuten auf den Bus warten müssen.
Jetzt höre ich schon einige sagen, dass das alles halb so schlimm ist und die Kinder auch mit dem Fahrrad fahren können und das es früher auch nicht anders war. Mag sein – aber früher war wesentlich weniger Verkehr auf den Straßen, die Trabbis hat man schon aus größerer Entfernung gehört als die heutigen Autos. Es hat sich eben so einiges weiterentwickelt. Hinzu kommt: einen ordentlichen Radweg gibt es nicht überall – ich nenne nur mal Buchholz und Wegendorf. Der Radweg nach Nord ist ja keiner mehr – aber geschenkt. Die Frage ist aber auch: was ist im Winter?
Nun sitzen in der SVV ja vor allem ältere Leute, die es eben seit Jahrzehnten gewohnt sind, sich ins Auto zu setzen und für die der ÖPNV wahrscheinlich keine große Bedeutung hat. Entsprechende bundesweite Diskussionen über das Deutschlandticket scheinen an Altlandsberg und dem Landkreis auch weitestgehend vorbeigegangen zu sein – doch halt: die Sache ist doch etwas komplizierter. Der Kreis spielt hier eben mit rein und Geld kostet das alles auch noch. So kann dann wohl auch jeder erstmal mit dem Finger auf andere zeigen. Wie auch immer, in den letzten Wochen gab es in diversen Ortsteilen verchiedene Bestrebungen, hier Veränderungen zum Besseren zu bewirken. Dabei geht es durchaus nicht nur um den ÖPNV sondern nauch um Schulwege allgemein.
Im folgendenden daher ein Schreiben, dass an die Mobus, den Landkreis, Schule, und diverse Fraktionen in der SVV ging und die (bisherigen) Antworten darauf. Namen und Fraktionen habe ich dabei entfernt. Das Schreiben ist von Anfang September, dannach bzw. ab 11.09. fanden kleine Änderungen am Fahrplan statt. Zunächst die erwähnte Anfrage:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Vielleicht erscheint Ihnen das folgende Problem nichtig, für viele Eltern, die sich ab 6 Uhr morgens auf den Weg zur Arbeit machen und erst gegen 16 oder 17 Uhr wieder zu Hause sind, ist es jedoch wichtig, ihre Kinder gut aufgehoben bzw auf einen sicheren Schulweg zu wissen.
Wir wenden uns mit dieser Mail an Sie, da wir die Situation mit der Schule, der derzeitigen Sperrung in Altlandsberg und dem ÖPNV mittlerweile unerträglich finden. Dass die Schule jetzt später beginnt, finden wir eine gute Entscheidung, sehr schlecht ist in diesem Zusammenhang jedoch die Situation des ÖPNV, gerade am Nachmittag.
Schüler in Richtung Altlandsberg Nord müssen derzeit nach Schulschluss (z.B. nach der 4. Stunde) 50 Minuten warten, bis der nächste Bus fährt. Zwischen 13:35 und 15:25 fährt kein Bus nach Nord, hier müssen Kinder bis zu 2 Stunden warten. Derzeit verlassen einige Kinder 10-15 Minuten früher den Unterricht um den Bus zu erreichen – soll das die Lösung sein? Hinzu kommt, dass die Busse wiederholt (z.B. 30.08. und 31.08.2023) zu früh von der Haltestelle Altlandsberg Markt abfuhren und somit von einigen Schülern verpasst wurde. Es ist schon erschreckend, dass es überhaupt nur durch das Engagement einiger Eltern möglich war, eine Busverbindung nach Nord aufrechtzuerhalten, sollte diese doch während der Bauarbeiten in Altlandsberg unseres Wissens eingestellt werden.
Warum lässt man die Linie 931 von Altlandsberg Richtung Strausberg nicht auch über Nord fahren? Damit hätte man für 13:04; 14:02 und 14:39 Uhr ab Markt, (zusätzliche) Fahrten mit lediglich 4 Minuten Umweg über Nord – ohne dass man zusätzlich Fahrer oder Fahrzeuge benötigt! Warum fährt der 935 an Schultagen(!) um 14:28 Uhr zum Schulcampus um dort um 14:35 Uhr wieder Richtung Markt zu fahren? In den 7 Minuten kann man auch über Nord fahren und hätte wieder eine zusätzliche Verbindung ohne großen Mehraufwand.
Hat man sich Gedanken gemacht, wie Schüler aus Altlandsberg zum Schulcampus gelangen? Könnte der 931, aus Radebrück kommend, erst in Altlandsberg am Markt halten, um dort die Grundschüler aussteigen zu lassen und anschließend Schüler aus Altlandsberg oder die, die dort umsteigen, zum Schulcampus zu transportieren? Warum fährt der 935 morgens nicht vom Markt zuerst zum Schulcampus um dort Schüler hinzubringen und dann erst weiter Richtung Nord?
Eine Frage haben wir auch zum Schülerticket. Gäbe es die Möglichkeit, die Subventionen auf das Deutschlandticket/49 € – Ticket umzulegen? Es geht nicht um höhere Subventionen sondern darum, das 49 € – Ticket um die Subventionen, die derzeit für das Schülerticket gezahlt werden, vergünstigt zu bekommen. Das Schülerticket ist in der jetzigen Form nicht gerade attraktiv, da damit nur an Schultagen der Weg von und zur Schule zurückgelegt werden darf, nicht einmal zur Ferienbetreuung in den Hort darf man damit. Nach der Schule Klassenkameraden in anderen Ortsteilen besuchen? Nicht möglich – und das in einem Flächenland wie Brandenburg. Leider ist es einfacher, mit dem ÖPNV nach Berlin zu kommen, als Freunde in derselben Gemeinde (Wegendorf, Bruchmühle, Seeberg…) zu besuchen.
In Altlandsberg sieht es allgemein mit den Schulwegen unserer Meinung nach nicht gut aus. Radweg nach Wegendorf oder Buchholz? Fehlanzeige. Am Scheunenviertel fehlt ein sicherer Übergang Richtung Stadt. Am Gutshof / Krummenseestraße fehlt nach unserem Empfinden ein Fußgängerüberweg o.ä., die Geschwindigkeitsbegrenzung wird von vielen Kraftfahrern nach der Kurve nicht bemerkt oder nicht ernst genommen. Während der Zeit der Vollsperrung der B 158 zwischen Blumberg und Ahrensfelde waren die Zustände zum Teil katastrophal.
Eine sinnvolle Lösung an dieser Stelle wäre auch für die zahlreichen Veranstaltungen auf dem Schlossgut eine Bereicherung.
Darauf antwortetet ein Mitarbeiter des Landkreises:
Danke für das Feedback. Ihre Vorschläge sind so vielfältig, so dass ich annehme, Sie schreiben im Namen vieler Eltern.
Die Inbetriebnahme eines neuen Standortes aus Sicht des ÖPNV beinhaltet einige Herausforderungen, weil dieser Standort bisher nicht bedient wurde, die Schülerströme im Detail nicht vorhersehbar waren und alle anderen Relationen weiterhin stabil bleiben sollen. Dazu kommt dann noch die von Ihnen erwähnte Baustellensituation.
Was die Einhaltung der Abfahrtzeit betrifft, wird, Dank Ihres Hinweises, sofort darauf geachtet. Für die anderen Punkte geben Sie uns bitte noch etwas Zeit. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die ersten Tage im Ausbildungsjahr für die neuen Azubis noch nicht repräsentativ sind. Ihre Hinweise, wie auch andere, werden wir auswerten und spätestens zu den Herbstferien umsetzen. Ob wir für Altlandsberg-Nord vorab eine Lösung finden, kann ich aus dem Stehgreif noch nicht sagen. Insofern bitte ich Eltern und Schüler noch um etwas Geduld.
Seitens der Stadt kam folgende Antwort:
vielen Dank für Ihre Mail, zumindest hinsichtlich der Fragen zum ÖPNV kann ich mitteilen, dass wir zur Zeit sämtliche Meldungen sichten und nach Schwerpunkten erfassen. In der 38 KW wird es hierzu ein Gespräch mit dem Landkreis, der Verkehrsgesellschaft, den Schulleitern (Fredersdorf, Altlandsberg) und uns geben. Wir versuchen in diesem Gespräch Verbesserungen für die angesprochenen Problemlagen zu finden.
Bezüglich der Übergänge (Scheunenviertel, Gutshof) sind wir auf die Genehmigung der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises angewiesen, diese handhabt Genehmigungen sehr restriktiv. Wir werden uns des Themas weiter annehmen und ggf. Lösungen finden, die nicht genehmigungsfähig sind.
Bei weiteren Fragen mailen Sie mir bitte, oder rufen mich an.
Von einem Mitglied(?) einer Fraktion der SVV gab es folgenden längeren Text:
entschuldigen Sie das ich erst heute zur Antwort auf Ihre Mail komme, aber durch das Wochenende mit dem Vogelscheuchenfest ist es mir leider vorher nicht möglich gewesen.
Ich kann Ihren Ärger über die unbefriedigende ÖPNV Situation sehr gut nachvollziehen. Leider haben die Stadtverordneten mit der Inbetriebnahme der neuen Schule an der Fredersdorfer Chaussee eine große Chance vertan, den Busverkehr in der Region teilweise neu zu ordnen und zu verbessern. Meine Bemühungen durch Anfragen und Hinweise gehen im Ortsbeirat Altlandsberg seit zwei Jahren ins Leere. Es wurde immer argumentiert, dass keine Zahlen vorliegen woher die Schüler kommen.
Dieses Argument ist zwar da, aber sollte uns trotzdem nicht hindern, die Busverbindungen zu optimieren. Außerdem sind die Wohnorte der bisherigen Klassen aus der „Stadtschule“ ja bekannt. Ein weiterer Anlauf mit einer Vorstellung einer „vorläufig geplanten Anbindung der Schule“ im Dezember 2022 im Fachausschuss (Konzept war von Mobus) wurde ebenfalls von der Mehrheit der Abgeordneten nicht weiter als notwendig betrachtet, da ja immer noch keine Zahlen und Orte der Schulbesucher vorlagen.
Mein Hinweis, dass die Stadt auch zusätzliche Fahrten eigenständig bestellen kann, dies im Nachtragshaushalt der Stadt einzustellen wäre, wurde ebenfalls nicht weiter verfolgt. Erschwerend kam dann noch die Baustelle mit dem Umleiterverkehr der Linien 944 und 935 dazu.
Um die Detailsituation in Ihrer Mail zu prüfen und einen eventuellen Lösungsansatz zu finden, werde ich in den nächsten Tage die Fahrpläne (auch der damalige Entwurf Mobus) und die Pläne vor der Baustelle mir genauer ansehen. Ich würde Ihnen meine Erkenntnis entsprechend mitteilen. Vielleicht könnten Sie bitte in der Zwischenzeit in Erfahrung bringen, wie viele Kinder es in Nord betrifft. Vielleicht ist der Einsatz eines Kleinbusses schon zielführend.
Durch die Beendigung der Baustelle wird es wahrscheinlich wieder eine Rückverlegung der Linie 944 auf den Ast Nord geben. Daraus können sich manche Probleme eventuell lösen. Gleichzeitig bietet sich hier nochmals die Chance den Fahrplan etwas anzupassen. Vielleicht hilft mir hier ihre Mail, die Abgeordneten und Ortsbeiratsmitglieder stärker in die Verantwortung zu bringen.
Bedingt durch die Nutzung der Busse auf mehreren Linien ist der fahrtechnische Ablauf der Planung für einen Außenstehenden nicht ohne weiteres nachvollziehbar, aber das Busunternehmen ist hier eigentlich in der Möglichkeit ein konkretes Angebot für die Stadt zu erstellen und eventuell zusätzliche Fahrten auf Kosten der Stadt zu realisieren. Die konkrete Anforderung muss seitens der Stadtverwaltung aber definiert werden.
Zu Ihrer Frage mit dem Schülerticket versus 49,- € Ticket. Dies ist eine Entscheidung des Landkreises. Nach meiner Wahrnehmung hat hier jeder Landkreis in Brandenburg eine eigene Regel für sein Kreisgebiet beschlossen. Dies führt zu einem absolut unverständlichen Quatsch. Hier hat der VBB als Träger des Nahverkehrs seine Rolle als Moderator zwischen den Landkreisen überhaupt nicht wahrgenommen. Aber hier kann ich Ihnen als Stadtverordneter leider nicht weiterhelfen, da die Verantwortung im Landkreis liegt.
Zu den Schulwegen gibt es einen ständigen Kampf zwischen der Stadt und dem Straßenverkehrsamt als zuständige Behörde was Überwege und Tempo 30 betrifft. Am Gutshof wird dies bisher seitens des Straßenverkehrsamtes mit dem fehlenden Unfallschwerpunkt (Daten aus der Unfallerhebung der Polizei) und der gezählten Verkehrsdichte begründet. Selbst als der Schulhort sich noch in der Karl-Liebknecht-Straße befand und somit eine stärkere Nutzung des Weges durch die Schulkinder ergab, wurde dies regelmäßig durch das Straßenverkehrsamt abgelehnt. Die eingerichtete Tempo „30“ können nach Aussage der Polizei nicht überwacht werden, da der Messweg zu kurz ist, um eine gerichtlich verwertbare Messung zu erzielen.
Durch die Stadt könnte hier eine mobile Geschwindigkeitsanzeige aufgestellt werden. Entsprechende Förderanträge sind seitens der Stadt zur Anschaffung von zwei mobilen Geräten für den Ortsteil Altlandsberg gestellt worden, aber noch nicht bewilligt.
In wie weit eine Verlängerung der Tempo 30 auf eine prüfbare Messstrecke möglich ist, müsste seitens der Verwaltung geprüft werden. Für den Bereich des Scheunenviertels gab es eine Ablehnung des Straßenverkehrsamtes zu einem Antrag der Stadt auf einen Überweg, die von einer Unkenntnis der Ortslage nur so strotzte. Hier läuft ein Widerspruchsverfahren der Stadt gegen den Bescheid des Verkehrsamtes.
Im Bereich der Bollensdorfer Allee/ – straße sollte im Zuge des Schulneubaus ein Ausbau des Weges bis zum Sportplatz mit einem eigenen Fuß- und Radweg erfolgen. Der Planungsauftrag wurde vor mehr als zwei Jahren vergeben. Leider befindet sich die Stadt mit dem beauftragten Planer in einem Rechtsstreit, da die vorliegenden Entwürfe als nicht genehmigungsfähig angesehen werden. Ende des Rechtsstreits und damit Fortführung der Planung derzeit noch zeitlich unbestimmt.
Diese Wegeverbindung ist aber als Ergänzung zum Radweg an der Fredersdorfer Chaussee wichtig. Der Weg nach Wegendorf über Neu-Hönow ist im Stadium einer Vorplanung und bedarf einer dringenden Fortführung (von Altlandsberg bis Neu-Hönow als Straße; bis nach Wegendorf als Radweg).
Soweit meine ersten Antworten. Zum Detail des Fahrplans werde ich mich in Kürze nochmals melden.
Mit freundlichen Grüßen
Wie die Antworten zu deuten sind – da mag sich jeder seinen Reim drauf machen, ich lasse das hier bewusst unkommentiert so stehen.